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Gotha das Rittergut Molsdorf. Der neue Gutsherr, mit dem auch neues Lebeu in den bisher so stillen Ort einzog, ließ, seinen Wünschen entsprechend, den aus dem 16. Jahrhundert stammenden Schloßüau im Geiste des Barock und Rokoko verändern, und heute noch zeigt das Gebäude, nachdem es im vorigen Jahrhundert (1866—1870) geschickt wiederhergestellt wurde, die Bauart jener Zeit, deren echtes Kind Gras Götter selbst war. Schon die Inschriften, die der Bauherr an verschiedenen Stellen des Schlosses anbringen ließ, kennzeichnen den Geist, der damals in den vornehmsten Kreisen herrschte. Die Türme der Nordseite tragen die Worte: „Sit mea sedes sine cura“ (Mein Sitz sei sorgenfrei) und „Sit modus lasso viarum“ (Er sei des Müden Wanderziel). Ueber dem Portal steht unter dem Wappen Gotters das Wort „Hicce terrarum praeter omnes angulus ridet“ (Vor allem gefällt mir dieser Winkel der Erde). Unter den beiden Sonnenuhren an den Seitenflügeln liest man die Worte: „Fugaces labuntur anni“ (Flüchtig
entgleiten die Jahre) und „Hora rapit diem“ (Die Stunde raubt den Tag), und unter dem Wappen, das auf dieser Seite die Krönung des Mittelbaues abschließt, steht „Placida quies* (Behagliche Ruhe).
Innerer Schmuck: Das Innere des Schlosses zeigt gleich-
falls Rokokostil. Betritt man von der Gartenseite den weißen Flur mit seiner reichen Stuckverzierung, so winkt aus der Nische das Becken mit dem Weinhahn, welcher durch einen Schlauch mit dem Keller in Verbindung stand und einen kostbar dustenden Wein spendete, der ankommenden Gästen gereicht wurde. Bei dem Aufstiege nach dem Obergeschoß grüßt aus dem Hintergründe über der Treppe ein liebliches Bild. Es ist ein Freskogemälde (Wandgemälde auf frischem Kalk) und stellt eine geöffnete Glastür dar, vor welcher sich ein reizendes Mädchen, das eine Rübe in der
Hand hält, über ein zierliches Geländer beugt. Als der Graf ein-
mal von einer langen Reise unerwartet zurückkehrte, sprang ihm jenes junge Mädchen, eine Schweizerin, aus dem Küchengarten mit einer Rübe in der Hand und einem fröhlichen „Grüß Gott, Herr Graf!" entgegen. Diese heitere Begebenheit ließ der Gras im Bilde über der Treppe darstellen. Unter den verschiedenen Räumen ist besonders das Damenzimmer mit seiner prächtigen Decke, der schönsten im Schloß, hervorzuheben. Die Stuck-
verzierung zeigt eine stilvolle Vereinigung von gebrochenen Stäben, Blättern und Muschelformen mit Tiergestalten, wie Pfau, Affe, Falter usw., welche die weiblichen Schwächen darstellen sollen. In Silber ausgeführt, wirkt der zarte Entwurf auf schwarzem Grunde vortrefflich.
Im Schloßpark: Der stilvollen Ausschmückung des Schlosses
entsprach die Anlage des Parkes. Nach Versailler Muster durchschnitten zwei schnurgerade, glattgeschorene, oben zugewölbte Alleen den 38 Morgen großen Schloßgarten und endeten an zier-
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reiche Stadt nach der langen Belagerung noch so viel Proviant zur Schau stellen konnte; denn vor den Türen der Häuser standen der gefüllten ^äcke gar viele. Das war aber so angeordnet worden, und mancher Sacf mochte wohl gar andere Dinge in sich schließen, als Mehl und Getreide. Die Sage erzählt nun dazu, daß ein wohlbeleibter Bäcker dem sich wundernden Kaiser auf seine Frage geantwortet habe: „Mi hone, mi konns!", wobei er auf die Mehlsäcke wies.
Zur Erinnerung an die Belagerung soll am Fuße des Cyriaksberges ein Türmchen errichtet worden sein, das nach der Kaiserin, welche Sybilla genannt wurde, den Namen Sybillentürmchen erhielt. Auch was sonst von einer Gräfin Sybille von Käfernburg erzählt wird, die ihrem ermordeten Bräutigam die Säule als Denkmal setzte, ist eine Erfindung späterer Zeit. (Die Säule ist eine Betsäule, vielleicht auch eine Weichbildsäule.)
_____________________________ H. Kruspe.
29. Die Einnahme der Wachfenburg.
Am 15. November 1451 schlugen die Erfurter das Lager im D>orfe Haarhausen auf und begannen gleich mit der Errichtung von fünf Batterien, die Tag und Nacht ihre Kugeln gegen das Schloß schleuderten. Dann trieben 40 Bergleute aus dem Harz einen Gang in den Berg, durch den die Belagerer nach dreiwöchent-tichcr Arbeit in einen Keller unter der innersten Zugbrücke gelangten. Von hier aus konnten sie das Schloß gewinnen; aber die Besatzung, durch die Beschießung und den Einsturz eines Stückes der Mauer und einer Kemenate mürbe gemacht, bot jetzt selbst die Uebergabe an. Am 10. Dezember besetzten die Erfurter die Burg, steckten das Banner mit dem Rade heraus und ließen während der ganzen Nacht die Pfeifen und Posaunen zum Zeichen des glücklichen Sieges ertönen.
Der Besatzung, im ganzen 27 Mann, unter dem Hauptmann Christian von Hayne, war freier Abzug mit Pferden, Harnisch und Waffen bewilligt worden. Als man aber durch Zufall entdeckte, daß die Leute in den Stiefeln, Eisenhüten, Wämsern und anderen Kleidungsstücken Geld versteckt Hatten, wurden sie genauer untersucht, und man fand bei ihndn mehr als 6000 Gulden. Weil das der Uebergabe zuwider war, ließ der Rat alle nach Erfurt bringen und erst nach längerer Zeit gegen ein Lösegeld ihrer Wege gehen. Nur der Hauptmann blieb in dem Gefängnis unter dem Rathaufe, die Temnitz genannt, in Haft. Er war einst Rat des Herzogs gewesen, aber ohne Absage zugleich mit den Viz-tumen sein Feind geworden. Früher reich begütert, war er nun ein armer Mann, da ihm Herzog Wilhelm sein Schloß Göttern weggenommen hatte. Mit Weib und Kind irrte er lange umher, viel Kummer und Armut leidend.
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Extrahierte Personennamen: Sybille_von_Käfernburg H. Kruspe Christian_von_Hayne Wilhelm
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zwischen den Baumstämmen sind mit Flechtwerk aus dünnen Aesten ausgefüllt, und dieses ist auf beiden Seiten mit Lehm glatt verstrichen. Im Innern der Hütte liegt die Herdgrube, ein kesselförmiges Loch von 1—1,5 Meter Tiese und 1,5—2 Meter Breite. Es mag auffällig erscheinen, daß der damalige Mensch seinen Herd nicht wie wir über, sondern in die Erde verlegte. Doch hat dies seine guten Gründe gehabt. Feuer war in jener Zeit sehr schwer zu entzünden; in der Asche der Herdgrube aber glühte das Holz langsam weiter und verlöschte nicht. Dann verlangte der in die heiße Asche gesetzte Kochtopf auch keine besondere Abwartung, und außerdem war ein solcher Herd nicht so feuergefährlich wie ein freiflackerndes Feuer. Trotzdem wurden die hölzernen Hütten nicht selten vom Feuer zerstört. (Auch in dieser Ansiedlung hat ein größerer Brand gewütet; denn 10—12 ganz nahe beieinander liegende Herdgruben waren bei ihrer Aufdeckung vor einigen Jahren mit Resten hartgebrannten Lehms gefüllt, ein Beweis, daß hier eine Zerstörung durch Feuer stattgefunden hatte.)
Von den Frauen: Unterdessen sind die Kinder vorausge-
sprungen und haben der Großmutter und der Mutter, die mit zwei Töchtern vor der Hütte sitzt, die Heimkehr der Jäger gemeldet. Die Frauen sind von derber Gestalt, kräftig und gefund. Das lange Haar ist am Scheitel zusammengebunden und flutet lose den Rücken hinab. Ihre Kleidung besteht nicht aus Fellen, sondern aus einem bis zu den Knien reichenden Wollenhemde, das sie selbst gewebt und gefertigt haben. Allerdings ist es eine müh-fame Arbeit gewesen, da die Hilfsmittel, die ihnen zu Gebote stehen — tönerne Spindelsleine und Wirtel, sowie Nadeln aus Fischgräten — gar zu einfach und unvollkommen sind. Die Mädchen tragen außerdem mancherlei Schmuck aus Tierzähnen, Perlen aus Bernstein, durchbohrte Muscheln und Armringe aus Knochen und Marmor.
Das Mahl: Die Männer haben einen tüchtigen Hunger und Durst von der Jagd mitgebracht. Noch glimmen die Holzklötze in der Asche der Herdgrube, und bald sind sie zu neuem Leben angefacht. In kurzer Zeit züngeln die Flammen hell empor, und der Rauch sucht seinen Abzug durch Dach und Tür. Von dem noch vorrätigen Fleisch wird ein riesiges Stück abgeschnitten und an den Bratspieß gesteckt. Die Knaben springen hurtig zum Fluß hinab, um Wasser zu holen, indes die Mädchen auf der Handmühle das rauhe Mehl zum Mus bereiten. Die Mühle besteht aus einer flachen Steinplatte aus Porphyr, auf welche das Korn geschüttet wird, und aus einem doppeltfaustgroßen, runden Stein, dem Reiber, womit die Körner zerquetscht werden. An Milch fehlt es nicht, um den Brei schmackhaft zu machen, auch Honig ist vorhanden. Das Mahl wird vor der Hütte verzehrt. Gabel, Tischtuch und Mundtuch sind unbekannte Begriffe; kaum wird von einzelnen ein Messer gebraucht. Das Mus aber wird mit Löffeln ge-
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dem Hemde mit Biberfell besetzt, seine Lederstrümpfe mit bunten Riemen geschnürt, und nur die würdige Haltung und die Ehrfurcht, mit welcher die anderen zu ihm sprachen, ließen erkennen, daß er der Wirt war. So saß er umgeben von seinen Bankgenossen und schaute zufrieden auf zwei wohlgenährte Stiere, welche von den Knechten vorbeigetrieben wurden, weil sie zu Opfertieren ausgewählt waren für ein bevorstehendes Festmahl der Landgenossen.
Jetzt trat er in das Haus und setzte sich auf den Herrensitz, der geschnitzt aus Eichenholz der Tür gegenüberstand, belegt mit dem schwarzen Fell eines jungen Bären. Die Füße des Herrn
ruhten auf einem Schemel, in der Hand hielt er den weißen Herrenstab.
Vor dem Fürsten: Draußen am Hoftor stiegen die Reiter
ab, der Fremde lehnte seinen Speer an den Pfosten und fetzte sich schweigend auf den Sitz außerhalb des Tores. Der Sprecher trat heraus und lud ihn mit feierlichem Gruß vor den Herrensitz.
„Heil dir, Fürst Answald, Jrmsrids Sohn!"
„Heil sei auch dir!"
„Spende wegmüdem Mann den Trunk aus deinem Born, die Frucht von deiner Flur, den Schirm deines Daches. Ich komme freundlos, heimatlos und schutzlos zu deinem Herde; verleihe mir, was dein Wanderer das Gastrecht deines Volkes gewährt."
Da ihm zunächst drei Tage Rast und drei Tage Kost gewährt
wurden, so trugen drei Jünglinge das Gerät herbei, der eine den Schemel, auf dem der Fremde niedersaß, der andere zwei Schalen Brot und Salz, der dritte einen Holzkrug, mit dunklem Bier gefüllt. Dieser bot zuerst den Trunk dem Fürsten, der den Krug mit den Lippen berührte, dann dem Fremden. Darauf gab der Sprecher dem Gefolge einen Wink, und alle verließen den Raum.
Vorbereitungen zum Fest der Landgenossen: Im Hofe des Fürsten wurde den Landgenossen das Fest gerüstet. Die Hausfrau schritt mit den Mägden durch die Räume, wo die Vorräte
der Küche bewahrt wurden, in langer Reihe hingen dort die Schinken, runde Würste und in Rauch gedörrte Zungen der Rinder; sie freute sich des guten Vorrats, ließ abheben sür die Küche und befahl den Mägden in die besten Stücke ein Zeichen zu ritzen, damit der Vorschneider diese den Tischen der Aeltesten aussetze. Dann ging sie in den kühlen Keller, der von Stein gewölbt in einer Ecke lag, wo das Sonnenlicht wenig hinkam, hochbedeckt mit Erde und Rasen, dort wählte sie die Fässer mit starkem Biere und Die Krüge mit Met und sah zweifelhaft auf einige große fremdartige Tongefäße, die halb im Boden vergraben in einer Ecke standen. „Ich meine nicht, daß mein Herr des Weines begehren wird, doch wenn er danach ruft, so sagt dem Schenken, daß sie das kleine nehmen, denn die anderen stehen und harren aus einen größeren Festtag. Und sehet selbst zu, daß die ungeschickten Gesellen mir
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27. Eine Festschule der Meistersinger.
durfte auch den andern aufforbern um Gelb ober Gelbeswert zu fingen. Der den Kranz gewonnen hatte, mußte aufwarten und fürtragen; sonnte er es allein nicht bestreiten, so hatte ihm der, so auf vorhergegangener Schule den Kranz bavongetragen, babei zu helfen. Wer die Kette ober den Kranz gewonnen ober glatt gesungen, erhielt zwanzig Groschen, ein Merker zwanzig Kreuzer. Die Zeche warb von dem Gelbe bezahlt, das man auf der Schule erhoben; war nicht genug zusammengekommen, so warb das fehlenbe aus der gemeinen Büchse entnommen.
Die Meistersinger, mehr als zwanzig an der Zahl, gingen über die Gasse paarweise hintereinander von der Kirche bis zur Trinkstube. Der bekränzte Konrab Nachtigall eröffnete den Zug, hinter ihm her schritt würbig Hans Sachs, mit der Kette geziert. Die geputzten Gaste stachen fonberbar genug von der Stube ab, die von außen und innen gleich beräuchert erschien. In dem langen Zimmer ftanben hölzerne Tische und Bänke, einige mit geschnitzten Tierköpfen versehen. An den Wänben war Getäfel angebracht; auch fehlten daran nicht allerlei Sprüche, die auf die Kunst der Genossen Bezug hatten. Tisch an Tisch warb zusammengeschoben, das „Gewehr" der Sitte gemäß zur Seite gefegt und zu betben Seiten setzten sich die Singer; nur die Merker hielten sich gefonbert, bamit sie nicht gestört würden. Niemanb bürste sich unaufgefordert an ihren Tisch setzen. Oben nahm Hans Sachs Platz. Würbig sah er aus in seiner festlichen Tracht. Die Jacke war von meergrünem Zeuge mit mehreren Schlitzen auf der Brust, bitrch die das Hemb hinburchschimmcrte, dessen faltiger Kragen den Hals scheibenförmig umschloß. Die Ärmel, mit Fischbeinstäbchen gesteift und von schwarzem Atlas, worin zackige Einschnitte in bestimmten Linien künstlich eingesetzt waren, ließen überall das helle Unter-zeug hinburchblicken.
Mitten auf der Tafel staub ein Weinfäßchen und einer der Meister hatte das Geschäft des Zapfens. Als alle Becher gefüllt waren, erhob Hans Sachs die Frage, wer außer ihm singen wolle. Zwei Meister reckten die Hand empor, es waren Georg Wachter, ein Zimmermann, und Subwig Binder, ein Stein-metz, die nach der Ehre strebten mit dem Altmeister der Kunst zu wetteifern. Hans Sachs sollte eine Streitfrage auswerfen und hob an:
Ihr Freunde, saget mir, wenn ihr wißt,
Wer wohl der künstlichste Werkmann ist?
Zuerst erwiberte Georg Wachter:
Das ist fürwahr der Jimmermann;
Wer hat es ihm jemals gleichgetan?
Durch Schnur und Richtscheit ward ihm kund
Die höchste Zinn' und der tiefste Grund;
Ihn loben stattliche Lustgemächer,
Hoch strebet sein Ruhm wie seine Dächer.
Reich an Erfindungen ist sein Geist,
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90. Thorwaldsen im Knorrkeller.
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als der gefeierte Gast von der hohen Warte, die das Dach krönt, erspäht war, der Reigen der Festgeber, voran auf grünem Rasenflecke ihre jungen Frauen, deren sie sehr schöne haben, hinter ihnen die Haufen der kunstliebenden Münchener, die den Wundermann erschauen und sein Bild zur unvergeßlichen Erinnerung mit nach Hause nehmen wollten. Der Wagen rollte unter Böllerkrachen vor. Thorwaldsen, der stattliche Nordländer, mit dem Löwenkopfe und deu langen Silberhaaren, begleitet von den ersten künstlerischen Zelebritäten, die mit ihm gekommen waren, schritt jugendlich, alle Blicke auf sich ziehend, den Anstieg hinauf, während alle Häupter sich entblößten, alles sich verneigte und ein donnernder Willkomm ihm entgegenscholl. Dort oben bot ihm auch der gastfreundliche Herr des Kellers seinen Gruß, den der schöne Greis mit kraftvollem Händeschütteln erwiderte.
Jetzt ging's mit fröhlichem Drängen hinein in die Banketthalle. Dazu « war die unermeßliche Hausflur eingerichtet worden, die das Erdgeschoß des Kellergebändes bildet. Sie ist eigentlich ein Vorratshaus für die tausend Fässer, die unser Brauherr nötig hat; aber jetzt in ihrem Festschmucke konnte sie niemand mehr dafür erkennen. Über die Gewände spannten sich jene schönen, eilten Tapeten, welche nach Peter Candids Zeichnungen gewirkt sind und die Taten Ottos, des tapferen Wittelsbachers, darstellen, wie er für Kaiser Friedrich focht in den italienischen Schlachten, wie er die Klause bei Verona stürmte oder wie er die Griechen von Byzanz aus der Mark Aukoua vertrieb. Die Decke verschönerte eine glückliche Improvisation dekorativer Malerei; die rauhen Dielen des Bodens verhüllte frisches Grün; in der Höhe zogen duftende Blumengewinde durch den Saal. Von dem vorjährigen Dürerzug, wo die ganze Pracht des späteren Mittelalters wieder auferstanden war, ist den Malern und Bildnern eine große Vorliebe geblieben für den Geschmack jener gepanzerten Zeiten, so daß ihnen jetzt Waffenglanz und gotische Geräte als der schönste Schmnck für ihre Trinksäle gilt. Demgemäß starrten die Pfeiler von ritterlichen Rüstungen, Harnischen und Pickelhauben, von Turnierspeeren, Panieren und alten Flcirn-bergen. Ein Dutzend Kronleuchter sandten ihr funkelndes Licht von der Decke; unten zog sich unabsehbar die festliche Tafel hin, reich verziert mit goldglänzenden Kandelabern, Blumensträußen und mit einer unendlichen Front von glitzernden Gläsern. Auf der langen Zeile jener Tische, wo die „Löwen" saßen, prangten die vergoldeten Statuetten der Wittelsbacher Fürsten, wie sie Schwanthaler geschaffen, auf der anderen die der großen Mater des 16. und 17. Jahrhunderts von demselben Meister. Gigantische Humpen mittelalterlichen Ansehens standen nachbarlich neben diesen Bildern. Zn Handen des Gefeierten war ein goldener Pokal zu sehen von reicher, gotischer Arbeit, vor ihm ein kleines Bronzebild der Reiterstatue Maximilians, seines eigenen Meisterwerkes, ihm gegenüber ans der anderen Tifchreihe ein verjüngter Gipsabguß des Schillerstandbildes, hinter diesem aber und somit gerade im Angesicht des Gastes war in einem Haine von Lorbeerbüschen und Pomeranzenbäumen die Büste unseres Königs ausgestellt.
29*
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Extrahierte Personennamen: Willkomm Peter_Candids Ottos Friedrich Friedrich Schwanthaler Maximilians
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103. Eine Fußreise mit König Max Ii.
und reich mit Alpenrosen bekränzt. Die Türöffnung war so niedrig, daß man nur gebückt hereinkommen konnte, Fenster waren nicht vorhanden. Zum Ersatz fiel durch die zahlreichen Löcher des Daches eine Art Rembrandtisches Oberlicht in das geheimnisvolle Helldunkel. In Ermangelung eines Tisches diente die Stalltüre als Tafel, zwei Bänke von alten Brettern, aus Klötze gelegt, statt der Stühle. Da jedoch diese Bänke etwas höher geraten waren als der Tisch, so ragten unsere Kniee einen halben Fuß über die Tasel, die Füße schwebten in der Lust und wir mußten die Teller beim Essen in den Händen halten. Im Gegensatze zu alledem war nun aber die Stalltüre mit dem feinsten Tafelzeug gedeckt, wir speisten auf kostbareu Tellern, tranken aus silbernen Reisebechern und, wie jeden Tag, lag das kalligraphisch zierlich geschriebene „Menu" neben dem Gedecke des Königs. Der Kontrast gegen die Umgebung war so abenteuerlich, daß uns der König zur feierlichen Eröffnung der Tafel dieses nach allen Regeln französisch verfaßte Menu vorlas — von der Reissuppe mit Huhn, zu den Forellen mit neuen Kartoffeln, dem Rindsbraten mit Sauce ä la Montpensier, den Koteletten mit neuen Erbfen und Bohnen, dem Rehziemer in Lorbeerblättern gebraten, bis zum „Schmarren ä la Plnmser Alp", der Erdbeertorte, den Kirschen und Melonen und dem Konfekt, woran sich zuletzt die Taffe Mokka reihte mit einer Havanna, welche Seine Majestät vom bayerischen Konsul in Havanna als das erlesenste Produkt der berühmten Insel zum Geschenk erhalten hatte. Es war alles echt mit einziger Ausnahme des Gerichtes, welches eigentlich das echteste hätte sein sollen, des „Schmarrens ä la Plumser Alp", und der König, welcher auf feinen Jagdzügen auch die Originalküche feines Volkes gar wohl kennen gelernt hatte, meinte, diefer zivilisierte Schmarren erinnere ihn an eine gewisse Sorte von Dorfgeschichten. So fanden wir auch das mitgebrachte Hofbräuhausbier nebst Rheinwein und Champagner echter als das Triukwasser, welches uns der Berg bot; denn das war in Ermangelung einer Quelle aus einem Schneebache geschöpft und gewann keinen Beisall.
Bei der schneidenden Kälte, die in dem Stalle herrschte, zogen wir unsere Mäntel und Überzieher an, bedeckten die Kniee mit den Plaids und zitterten trotzdem vor Frost, bis Essen und Trinken uns die gehörige innere Wärme gab. Die wunderliche Situation entfesselte unseren Humor; niemals in meinem Leben habe ich einer fröhlicheren Tafel beigewohnt Geist, Witz und Laune sprudelten in dem Tischgespräche und die heitere Stimmung erreichte ihren Gipfel, als wir uns beim Braten plötzlich von außen belagert sichen. Den Kühen war es nämlich draußen zu kalt geworden, sie kamen zu ihrem Stall zurück und suchten brüllend durch die offene Türe einzudringen, wurden aber von den servierenden Bedienten mit ihren Servietten tapfer bekämpft und endlich zurückgeschlagen. Schade, daß sich kein Maler zur Stelle fand; die Hoftafel im Kuhstalle würde ihm Stoff zum originellsten und stimmungsvollsten Genrebild geboten haben.
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5. Südasien.
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92. Tor und Turm eines Tempels in Madura (Provinz Madras).
(Aus Boeck, Durch Indien ins verschlossene Land Nepal.)
Eine Art Prozession von Wallfahrern, an ihrer Spitze geschmückte Elefanten, die Sinnbilder göttlicher Weis-
heit, verläßt gerade das Tor des mit vergoldetem Dache ausgestatteten Tempels. Das ziemlich niedrige Innere
ist im Vergleich zu dem reich und kunstvoll ausgestatteten Äußern wenig künstlerisch gebaut und ausgeschmückt,
mit Bildwerk aus Holz und Stein überladen.
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Dächern, am Rauch der hohen Schornsteine, an dem Zuge der Wolken, an
der flatternden Wäsche auf der Bleiche. Alles hat es durch regelmäßig
gemachte Beobachtungen erkannt.
Die Sonne.
Am Morgen geht sie im Osten auf. Daun sieht sie aus wie eiu
großer, roter Feuerball. Sie steigt immer höher am Himmel. Jetzt sieht
sie weiß aus. Sie leuchtet so hell, daß wir das Auge schließen, wenn wir
hineinsehen wollen. Sie blendet. Heute morgen guckte sie hinter Martens
Fabrik her. Als wir mittags aus der Schule kamen, stand sie im Süden
über Freys Schornstein. Am Abend ging sie hinter der Marienfelder
Straße unter. Da sah sie wieder so rot aus wie am Morgen. Man konnte
ruhig hineinsehen. Da war der Tag vorbei. Die Sonne hat heute einen
weiten Weg am Himmel gemacht. Er ist rund wie ein Bogen am Flitz-
bogen. Wir nennen ihn Tagbogen, weil sie einen ganzen Tag dazu ge-
braucht hat. Als die Souue ausging, da wurde es hell und warm. Sie
schenkt uns Licht und Wärme. Auf den Schulhof konnte sie heute morgen
nicht scheinen, da war Schatten. Im Schatten ist es dunkler und kühlen
als im Sonnenschein. Als die Sonne am Abend unterging, da wurde es'
dunkel und kühl. Die Nacht kam. Der Tag beginnt am Morgen, wenn
die Sonne aufgeht. Wenn sie hoch am Himmel steht, ist es Mittag. Er
geht zu Ende, wenn die Sonne untergeht.
Im Wiuter geht die Sonne spät auf und früh unter. Der Tag-
bogen ist kleiu und der Tag kurz. Dann geht sie hinter dem Marktplatz
auf und kann mittags nicht mehr in den hohen Schornstein bei Freys
gucken. Um 4 Uhr ist sie schon verschwunden, und die Leute stecken bald
Licht an. Um 5 Uhr ist es dunkel. Jetzt ist es draußen kalt, weil die Sonne
so wenig scheint. Zum Winter gehören die Monate Dezember, Januar
und Februar. Im Frühling geht die Sonne jeden Tag früher auf und
später unter. Der Tagbogen wird immer größer und die Tage immer
länger. Es wird langsam immer länger hell und wärmer. Um 7 Uhr
steht die Sonne noch am Himmel, und gegen 8 Uhr brennen erst die
Lampen. März, April und Mai sind die Frühlingsmonate. Im Juni
steht die Sonne sehr früh auf, um 3 Uhr ist sie schon wach. Sie steigt ganz
früh am Himmel empor und geht spät am Abend unter. Jetzt haben
wir die längsten Tage und die kürzesten Nächte. Es ist sehr warm, und>
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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— 28 -
gehen. Da werden sie von dem Standesbeamten getraut. Wenn Kinder
geboren werden und Leute sterben, wird es im Rathause augemeldet. Ein
Mann schreibt es iu große Bücher. Weun eiuer eiu Haus baueu will,
muß er es aus dem Rathause mitteilen. Dort können die Leute sich auch
Rat holen; darum heißt es das Rathaus. Vor de»? Rathaus liegt der
Rathausplatz. Darauf wird zweimal in der Woche Gemüse- oder Wochen-
markt abgehalten. Auf dem Rathausplatz steht immer ein Polizist. Was
soll er da? Am Rathausplatz liegen außer dem Rathaus große Häuser
mit Läden. Vorbei führt die Berliner Straße. Sie ist die Hauptgeschäfts-
straße.
Abb. 10. Das Rathaus.
Vom Rathausplatz kommt mau auf den neuen Kirchplatz. Er ist mit
Anlagen und Bäumen geschmückt. Auf ihm erhebt sich die Auferstehungs-
knche. Sie ist vor 59 Jahren gebaut. Die gauze Kirche ist aus großen
grauen Sandsteinen erbaut. Der Turm ist 60 m hoch. Drei Türen führen
von vorn in die Kirche hinein. Die mittlere geht durch den Turm. Da
hängen dicke Taue. Mit ihnen läutet der Küster die Glocken, die hoch oben
im Turme hängen. Er muß auch die Kirche segeu, lüften und heizeu.
Sonntags gehen die Leute iu die Kirche. Da singen und beten sie zum
liebeu Gott. Der Pastor predigt auf der Kauzel. Die Leute sitzen in den
Bänken. Weil die Menschen dem lieben Gott in der Kirche dienen, sagt
man, sie feiern Gottesdienst. Mau uennt die Kirche auch Gotteshaus.
Am Sonntag mittag ist Kindergottesdieust; danu geheu die Kiuder in die
Kirche und singen und beten. Auf dem Chore steht der Altar. Da werden
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